Abstract
Background: Children and adolescents after acute lymphoblastic leukemia are at risk for a prolonged
period of immunodeficiency. Normally within 6 to 9 months after the end of maintenance
treatment an adequate immune recovery is present. Factors such as immunity against
specific antigens prior to disease (applied baseline vaccination), intensity of treatment
and age can play a role in the appearance of antibodies in serum. Diphtheria (D) and
Tetanus (T) antibodies are known to appear within 3 to 6 months after end of treatment
as a sign of immune recovery and the reinstatement of immunological memory. A number
of different questions are of interest: What differences are seen in the antibodies
to D and T in children of different ages after treatment with a standardized protocol?
What is the influence of post-treatment revaccination with Diphtheria/Tetanus (D/T)
and treatment group on the production of D/T antibodies?
Patients and Methods: Out of 142 children and adolescents until the age of 16, treated according to the
CoALL05/92 protocol, 59 patients were eligible for evaluation: 31 Low-Risk (LR)- and
28 High-Risk (HR) patients. Antibodies against Diphtheria (D) and Tetanus (T) were
measured 3-12 months after the end of treatment and after revaccination in case of
low antibody levels against D and/or T. In patients without adequate response after
repeated revaccination the cellular immunity was examined with a skin test.
Results: After the end of treatment, children in the low-risk (LR)-group showed more frequently
adequate antibody titres against D and T than children of the high-risk (HR)-group.
Antibodies against T were present in 50% of all patients. After revaccination antibodies
against T were found in nearly all patients whereas for D this is only the case in
some children. Patients without sufficient antibody levels mainly showed an adequate
cellular immunity.
Conclusion: In children and adolescents with ALL after therapy antibody levels of D and T are
dependent on treatment intensity. Revaccination leads to an adequate immunological
answer against T in most patients , which is not the case for the diphtheria vaccination.
Prospective multicenter trials starting together with the ALL-treatment should be
able to gain more information about the behavior of antibody levels and the risk of
infection from vaccine-preventable disease in immunocompromised patients and thus
lead to standardized vaccination guidelines such as immunization with conjugate vaccines
already during maintenance treatment.
Zusammenfassung
Hintergrund: Kinder und Jugendliche nach einer akuten lymphoblastischen Leukämie können eine verlängerte
Immundefizienz aufweisen. Im Allgemeinen geht man von einem Zeitraum von 6-9 Monaten
nach Ende der Dauertherapie aus, bis eine ausreichende Immunrekonstitution vorliegt,
dabei können Faktoren wie Immunitätslage vor Erkrankung (durchgeführte Grundimmunisierung),
die Intensität der Behandlung und das Alter der Patienten (Abstand und Durchführung
von Grund- und Auffrischimpfungen vor Erkrankung) eine Rolle spielen. Die Antikörper
gegen Diphtherie und Tetanus sind erfahrungsgemäß diejenigen, die schon etwa 3-6 Monate
nach Ende der zytostatischen Therapie im Serum wieder nachgewiesen werden können und
somit Hinweise auf die immunologische Rekonstitution und das Wiedererwachen des immunologischen
Gedächtnisses geben. Verschiedene Fragen sind dabei von Interesse: Wie verhalten sich
Antikörper gegen Diphtherie und Tetanus bei Kindern in unterschiedlichen Altersgruppen
nach Therapie mit einem Standardprotokoll? Wie wirkt sich die Impfung mit Diphtherie/Tetanus
(D/T) nach Therapieende auf die Expression von Antikörpern gegen D/T in den Therapiegruppen
aus?
Patienten und Methoden: Untersucht wurden 142 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren, die nach
dem CoALL-05/92-Protokoll behandelt worden sind. Auswertbar sind 59 Patienten, 31
Low-Risk (LR)- und 28 High-Risk (HR)-Patienten. Untersucht wurden die Patienten 3-12
Monate nach Therapieende und nach einer Revakzinierung bei zu niedrigem Antikörperspiegel
gegen Diphtherie (D) bzw. Tetanus (T) und bei Patienten ohne Antiköperanstieg die
zelluläre Immunität mittels der intrakutanen Applikation von Recall-Antigenen in standardisierter
Konzentration.
Ergebnis: Nach Ende der Therapie zeigten 50% der Kinder ausreichende Antikörperspiegel gegen
Tetanus und deutlich weniger gegenüber Diphtherie. Dieser Unterschied war in der HR-Gruppe
ausgeprägter als in der LR-Gruppe. Nach Revakzinierung mit D/T zeigten fast alle Kinder
wieder einen ausreichenden Antikörper-Spiegel gegen Tetanus unabhängig von der Therapiegruppe,
während dies nach Diphtherieimpfung nur bei einem Teil der Kinder der Fall war, sodass
eine zweite Revakzinierung erfolgt. Kinder ohne Antikörpernachweis nach Revakzinierung
wiesen aber meist eine zelluläre Immunantwort auf.
Schlussfolgerung: Kinder- und Jugendliche nach akuter lymphoblastischer Leukämie bilden in Abhängigkeit
von der Therapiegruppe nach Therapieende wieder Antikörper gegen T und D. Eine Revakzinierung
führt bei fast allen Patienten wieder zu einer adäquaten immunologischen Antwort.
Prospektive Multicenterstudien, die mit Beginn der antileukämischen Therapie einsetzen,
können dazu dienen, mehr über Infektionsrisiken und Antikörperverhalten bei immunkompromittierten
Patienten gegenüber impfbaren Erkrankungen zu erfahren, und helfen Richtlinien zur
Vakzinierung dieser Patientengruppe mit Konjugatimpfstoffen unter Umständen auch schon
während der Dauertherapie zu erarbeiten.
Key words
acute lymphoblastic leukemia - vaccination antibodies - diphtheria - tetanus - immunologic
memory
Schlüsselwörter
Akute lymphatische Leukämie - Impfantikörper - Diphtherie - Tetanus - Immunologisches
Gedächtnis